#1 Flitzmaus, Herbert von Brooklyn & ich
Für die Angehörigen von Süchtigen aller Art gibt es Selbsthilfegruppen, Foren oder sonstige Unterstützung. Aber was ist mit den Angehörigen von nähsüchtigen Frauen? Nichts. Kein Forum, keine Gruppen, man ist mit seinen traumatischen Erlebnissen gänzlich allein gelassen. Um diese dennoch irgendwie verarbeiten zu können, berichte ich hier regelmässig über mein Schicksal.
Wie Flitzmaus und Herbert von Brooklyn meine Ferien ruinieren
Es freut mich ja grundsätzlich sehr, dass sie ein Hobby hat, welches so begeistert, dass sie am liebsten jede freie Minute damit verbringen würde. Nur in manchen Situationen wäre etwas mehr Bezug zur Realität wünschenswert.
Wie zum Beispiel kurz vor den Ferien. Die ganze Woche davor ist generalstabsmässig durchgeplant. Wer hat bei der Arbeit wann was noch zu erledigen? Ist das Auto ready? Sind die Versicherungskärtchen gepackt?
Jedes Mal jedoch wird die Planung spätestens am Mittwoch Abend mit der eigentlich trivialen Bemerkung „ach übrigens, ich MUSS vor den Ferien unbedingt noch eine ‚Flitzmaus’ von Herbert von Brooklyn nähen!“ komplett über den Haufen geworfen.
Einerseits weiss man - was für sie schlicht nicht nachvollziehbar ist - nicht, dass dies das neue und angesagte SM (steht für Schnittmuster, weiss ich mittlerweile!) für Strandhosen, geschweige denn wer Herbert von Brooklyn ist. Zweitens erfrecht man sich tatsächlich die gemachte Priorisierung zwischen Nähen und Bereitstellen der Reisedokumente in Frage zu stellen.
Anfänglich zieht man noch prinzipientreu und mit sachlichen Argumenten in die Schlacht, wird aber sehr bald von völlig realitätsfremden Argumenten einer Süchtigen überrannt und es bleibt nur noch der einigermassen ehrenhafte Rückzug mit den Worten „aber morgen gehen wir dann nochmal die Reiseroute gemeinsam durch.“ bevor man sich geschlagen ins Büro begibt, darüber nachdenkt warum sich eine Frau Herbert von Brooklyn nennt und die Reisedokumente selber zusammen sucht. Es bleibt einem ja nichts anderes übrig. Oder wer möchte schon die ganzen Ferien hören, dass jetzt die Flitzmaus absolut passend wäre, und der Strandtag ohne Flitzmaus nur halb so viel Spass mache? Eben...
Hat man es dann nach eincremen und umziehen mit gepackter Strandtasche an den Strand geschafft, so können die Ferien beginnen. Lieblingsbuch in der einen, kühles Bier in der anderen Hand, kann eigentlich nichts die Ferienfreude trüben. Doch just in dem Moment kommt sie, die Fragen aller Fragen: „Kannst Du nur kurz ein paar Fotos für mein Label machen, die Flitzmaus kommt mit dem azurblauen Meer so schön zur Geltung.“
Zu meinen Leiden rund ums Fotografieren berichte ich jedoch gerne ein anderes Mal... Happy Sewing Mr. Faybee